Kosmisches Zeitfenster Teil II: Rückblick und Ausblicke zum Jahr 2010

Pluto, der kosmische Kontrabass

Der unendliche Kosmos lässt sich auch mit einer äußerst komplexen Symphonie vergleichen: In den individuell schwingenden und damit klingenden Planeten unseres Sonnensystems spiegeln sich seine Grundakkorde wieder, die den Komponisten Gustav Holst zu seiner Planetensymphonie angeregt hat.

In diesem Beitrag ist Pluto dran, der äußerste und langsamste Planet unseres Sonnensystems, sozusagen der kosmische Kontrabass. In seiner höchst eigenwilligen Umlaufbahn umkreist er in 248 Jahren die Sonne und braucht zwischen 12 und 32 Jahre, um ein Tierkreiszeichen zu durchqueren.
In der psychologischen Astrologie steht er u.a. für den kollektiven Schatten, also das, was man partout nicht im eigenen Kulturkreis, in der eigenen Religion, in der eigenen Weltanschauung, in der eigenen Familie/Firma und bei sich selbst sehen will und lieber bei anderen verortet. Sartre sagt dazu treffend "Die Hölle, das sind die anderen."

In der Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen können wir uns im besten Fall nach und nach bewusst werden, dass das Dunkle auch zu uns und zur Welt gehört. Gewisse religiös-philosophische Richtungen außerhalb der offiziellen Dogmatik sehen das Chaos und die Dunkelheit sogar als Geburtsstätte des Lichts, zumindest als seine sinnvolle Ergänzung. Daher definiert der Psychologe C.G. Jung Erleuchtung nicht als naiv-esoterisch-weltabgewandten Blick ins Helle, sondern als die Fähigkeit, Licht ins eigene Dunkel zu bringen. Damit wird dann auch das familiäre, das kulturell-kollektive Dunkel erhellt und aufgelöst. Was man dabei sieht, ist erst mal nicht so angenehm, denn es sind generationenlange seelische Verdrängungen, Verhärtungen in Form von lebensfeindlichen, sprich wandlungsresistenten Vorstellungen.

In dieser Form entspricht Pluto auch dem Tabu eines Verbandes in familiärer, partnerschaftlicher, staatlicher etc. Form. Und die Leute, die dieses Tabu brechen und offen ansprechen, bekommen gnadenlos den schwarzen Peter zugeschoben, bis heute, auch in unserer so genannten Demokratie. Fotos von Pluto zeigen ihn interessanterweise als strahlend hellen Diamanten in unbestechlicher Klarheit und Schärfe.

Wir erlebten Ende 2008, pünktlich zum Inkrafttreten der großen globalen Wirtschaftskrise, einen einschneidenden Übergang - Pluto wechselte nach 13 Jahren vom flexiblen Feuerzeichen Schützen ins kardinale Erdzeichen Steinbock, wo er bis Januar 2024 bleiben wird. Er spiegelt damit die Tatsache, dass wir uns nichts mehr vormachen können. Wirtschaftliche Defizite, Verantwortungslosigkeiten sind unwiderruflich in der Realität - sprich im Steinbock - angekommen. Da wir im Nachhinein immer schlauer sind und die Vergangenheit nun mal maßgeblich die Gegenwart beeinflusst, möchte ich mit einem kurzen Rückblick Plutos Schütze-Zeit in Erinnerung rufen:

Pluto wirkt kollektiv gesehen als Kraft, die ein Prinzip umgräbt, umwandelt, zerstört oder maßlos übertreibt. Zwischen 1995 und 2008 betraf das den Schützen. Das spiegelte sich wirtschaftlich gesehen in den Privatisierungen und unzähligen naiv-wachstumsorientierten, internationalen Firmenfusionen im Zuge der Globalisierung, das reflektierte sich im naiv neoliberalen Credo "anything goes" , Maximierung auf Teufel komm raus, und sei es mit faulen Krediten. Politisch gesehen spiegelte sich Pluto im Schützen in der Anmaßung des Präsidenten eines extremen Schütze Landes (USA), aus letztlich wirtschaftlich-machtpolitischen Gründen Demokratie als Missionsprodukt anderen Staaten aufzuzwingen. Pluto im Schützen ist auch die Bereitschaft, für ein religiöses Dogma zerstörerisch tätig zu sein wie im Falle Bin Ladens und seiner Anhänger. Pluto im Schützen regte die Debatte über Werte und deren Verfall auf religiöser und sozialer Ebene an und spiegelte sich last not least in einem alles beherrschenden Jugendwahn, in der oberflächlich-naiven Aufforderung, ständig flexibel, optimistisch und attraktiv-faltenfrei sein zu müssen.

Pluto im Steinbock oder der Ernst des Lebens

Nun kündigt sich eine tiefgreifende Trendwende an, denn Pluto im kardinalen Erdzeichen Steinbock legt einen neuen kollektiven Grundton bis Januar 2024. Wie wird der aussehen?

Zum Steinbock gehören die Materialien Holz und Stein. Auf abstrakter Ebene entsprechen dem Steinbock Realität, Zeit, Disziplin, Geduld, Abgrenzung, Alter, Reife, Vergänglichkeit, Verantwortung, greifbare Ergebnisse und langfristige Strukturen.

Die Symbolkette von Pluto ist die Sippe, der genetische Code, Unterwelt, Stirb und Werde, Tunnel, Kanalisationssystem, Systeme generell, aber auch ideologische Leitbilder, Sexualität, tiefe Emotionalität und verbindliche Lebensformen. Der Leser hat hier Stoff, aus der Verbindung beider Prinzipien eigene Zukunftsszenarien entstehen zu lassen.

Angesichts der unreif gemeisterten Schütze-Zeit und der verhängnisvollen menschlichen Neigung zu Extremen, sprich zum Fall von einem Gegenteil ins nächste, ist zu erwarten, dass Steinbockprinzipien eine zu große -sprich extreme - Verstärkung erhalten. Steinbock ist auch ein "weibliches" Zeichen. Es regiert die Zeit und vertritt die Haltung, dass alles seine Zeit hat und damit der Vergänglichkeit unterworfen ist. Im Hinblick auf die Altersforschung und Genmanipulation ist anzunehmen, dass in dieser Ära weiterhin Entscheidendes stattfinden wird. Neue Tendenzen in der Sterbebegleitung sind zu erwarten. Im Hinblick auf die bestehende Überalterung unserer westlichen Gesellschaft könnte dem Tod eine Enttabuisierung bevorstehen. Die Neigung während der Schütze-Ära, die Privatisierung sei die Lösung aller Probleme, wird wahrscheinlich abgelöst durch eine neue Tendenz zur Verstaatlichung. Erste Anzeichen dafür zeigen sich bei gewissen Vorgaben für die Banken.

Bezogen auf die aktuelle politische Situation ist zu erwarten, dass Themen wie unabwendbare Sachzwänge, Armut, soziale Unterschiede, Ressourcenverknappung, Hierarchie, Autoritätsgläubigkeit, Verantwortungsdefizite oder -übergriffe sich nicht nur in Drittweltländern bemerkbar machen, sondern uns auch in Europa direkt angehen werden. Es gilt daher der Grundsatz "Not macht erfinderisch". Durchaus möglich, dass neue Recyclingsysteme dazu beitragen werden, das Thema Ressourcenverknappung erfolgreich zu bewältigen.

Es wird sich den Demokratien generell das Problem stellen: Wie schnell sind sie fähig und willig, auf soziale und (umwelt)politische Herausforderungen zu reagieren? Oder wird gar in Extremsituationen wieder der Ruf nach dem starken Mann oder der starken Frau erschallen?
In letzter Zeit haben wir ja interessanterweise eine Zunahme an weiblichen Machtträgern. Da Steinbock ein Yin Zeichen ist, könnte sich diese Tendenz verstärken. Ob damit automatisch eine Zunahme von verantwortungsvollem Umgang mit Macht zum Tragen kommen wird, bleibt abzuwarten.

Sollte die dringend notwendige Beteiligung der Mittel-und Unterschicht an wirtschaftlichen Gewinnen weiterhin ausbleiben -z.B. in Form eines Grundeinkommens -, wird die Schere zwischen Arm und Reich weiterhin aufgehen. Es werden neue nationale und regionale Abgrenzungsbestrebungen auftauchen, gerade auch im Rahmen der EU.

Pluto im Steinbock kann auf der anderen Seite auch eine allesbeherrschende Bürokratie - z.B. durch weiter zunehmende EU Befugnisse - bedeuten, eine Reglementierung, die gewachsene Strukturen unbarmherzig zerstört, unterwirft und beherrscht. Ausufern könnte Pluto in Steinbock auch als Tendenz zur blinden Autoritätshörigkeit und -abhängigkeit jenen gegenüber, die eine entsprechende Machtposition haben.

Der Jugendwahn der Schütze-Ära könnte abgelöst werden durch einen neuen Respekt dem Alter gegenüber. Das Alter erhält wahrscheinlich nicht nur den Beigeschmack von altem Eisen, sondern auch wieder vom erfahrenen Hasen, der die nötige Reife aufweist, Schwierigkeiten zu meistern, und nicht zuletzt das noch vorhandene Geld hat, die Wirtschaft in Schwung zu halten.

Im Filmsektor sind in letzter Zeit zwei passende Filme zur Steinbockära erschienen: "Die Dinosaurier" von Leander Hausmann und "Giulias Verschwinden" mit Bruno Ganz und Corinna Harfouche. Beide Filme machen kein Hehl daraus, dass Altern seine belastenden und unabwendbaren Seiten hat - man kann ihm aber durch entsprechende Haltung seinen Schrecken ein Stück weit nehmen und aus ihm einen lebenswerten Abschnitt gestalten.

Nicht zu vergessen bei Pluto im Winterzeichen Steinbock ist die drohende Altersarmut, die auch viele Frauen betreffen könnte: Welcher Umgang mit dem Altern erwartet uns angesichts leerer Rentenkassen? Es ist ja weiterhin davon auszugehen, dass Arbeitsplätze eher abgebaut als neu geschaffen werden.

Zum Abschluss möchte ich zum Thema Pluto in Steinbock einige allgemeine Fragen auflisten:
Welche tiefgreifenden, wesentlichen Veränderungen/Wandlungen/Zerstörungen werden/müssen stattfinden bezüglich
  • unserer Umwelt im Sinne unserer äußeren natürlichen Realität
  • unseres Staates und unserer Gesellschaft
  • politischer Gebilde innerhalb und außerhalb der EU
  • der Auffassung und Etablierung von Autorität, Verantwortung und Abgrenzung
  • möglicher Lebensformen im Alter .....?


  • Auf individueller Ebene, auf der jegliche Veränderung beginnt, kann jeder für sich die Fragen beantworten:

  • Inwiefern will ich/muss ich Realitäten im persönlichen/beruflichen Bereich akzeptieren?
  • Inwiefern kann und will ich diese Realitäten ändern, wo beginnt und endet meine persönliche Verantwortung?
  • Inwiefern will und muss ich individuelle und familiäre Altlasten anschauen, um damit nachhaltig meine Realität zu verändern?


  • Dabei sei nochmals nachdrücklich darauf hingewiesen, dass ein Planet kein unabwendbares Schicksal ist, sondern eine vom Bewusstsein der Person abhängige Kraft!
    Je nach Motivation und Kompetenz der Machtträger und der Individuen wird es uns global, kollektiv und individuell mehr oder weniger erfolgreich gelingen, die uns umgebende Wirklichkeit konstruktiv-nachhaltig oder eben destruktiv-kurzfristig agierend zu verändern.